Unsere Erlebnisreise startete am 04.03.2020 mittags am heimatlichen Bahnhof. Nach 1 ½ Tagen Zug und Flug kamen wir am 2. Reisetag gegen 4.30 Uhr Ortszeit am Flughaben in Bogota an und fuhren in unser Hotel, wo wir frühstücken konnten und wer wollte konnte bereits auf eigene Faust vor dem eigentlichen Beginn des Programms am Mittag die Altstadt von Bogota – La Candelaria - zu Fuss erkunden. Nach dem Mittag begann unser 3-stündiger Streifzug mit unserer Reiseleitung mit einem Besuch im Goldmuseeum und anschliessendem Spaziergang durch die Altstadt. Beeindruckend die Farbe in dieser Stadt. Bunte Häuser, richtig schöne Graffitis und jede Menge Straßenhändler, die allerlei bunten Kram feilboten. Abends fuhren wir zum Abendessen eine Stunde mit dem Bus in die Wohnung einer kolumbianischen Familie, wo uns in zwei Durchgängen eine wirklich gute Suppe serviert wurde. Auf der Fahrt konnten wir sehen, dass Bogota als moderne Stadt durchaus mehr zu bieten hat, als nur die Altstadt. Am nächsten Morgen setzten wir die Besichtigung Candelarias fort. Wir fuhren mit der Standseilbahn auf den Hausberg der Stadt. Monserrate. Bei klarem Wetter sicher ein beeindruckender Blick über die Stadt. Leider war es ziemlich diesig. Danach besuchten wir kurz einen Markt und konnten vom einheimischen Obst kosten. Der Nachmittag stand uns zu freien Verfügung und wir nutzen die freie Zeit, für einen Einkaufs- und Altstadtbummel. Ich erstehe meinen kolumbianischen Sombrero. Nach dem vom Reiseleiter empfohlenen Restaurantbesuch am Abend konnten wir bei einigen Mojito noch miterleben, wie die Polizei energisch für Ruhe und Ordnung sorgte und die Leute, die sich am Sonnabend Abend zu Musik und Unterhaltung an einem Platz getroffen hatten, nach Hause schickte. Zwei Tage Urlaubserlebnisse in Bogota.
Am nächsten Morgen bestiegen wir den Reisebus, um zu unserer nächsten Station zu gelangen. Zwischendurch streiften wir ca. anderthalb Stunden durch eine stillgelegte Salzmine und bei einem anderen Stopp während eines wolkenbruchartigen Gewitters konnten wir zusehen, wie Blumentöpfe und ähnliches per Hand getöpfert werden. Dort hatten wir noch eine gute halbe Stunde, um in den zahlreichen Souvenirläden unser Geld auszugeben. Kurz vor Sonnenuntergang kamen wir in Villa de Leyva an. Nach einem gut halbstündigen Rundgang kamen wir beim letzten Tageslicht im Hotel an, welches direkt am Hauptplatz lag. Von Villa de Leyva sagen die Kolumbianer, es sei eine sehr idyllische Stadt. Leider haben wir davon nicht viel gesehen, weil wir nach dem Abendessen im Restaurant, dass uns der Reiseleiter empfohlen hatte (auch hier hat es sehr gut geschmeckt), nur noch den von Nachtschwärmern bevölkerten Hauptplatz in Augenschein nehmen konnten und nach dem Aufstehen am folgenden Morgen für die nächste Tagestour den Bus bestiegen. Highlight des letzten Tages: Eine lange Busfahrt mit einigen Unterbrechungen.
Zurück nach Bogota!
Am Morgen besichtigen wir ein kleines Fossilienmuseeum mit einem vor wenigen Jahren gefundenen, gut erhaltenen Fossil eines im Wasser lebenden Sauriers, dessen Name mir leider entfallen ist. Nach reichlich Zeit für die zahlreichen umliegenden Souvenirgeschäfte geht es weiter zum Kloster Homo ecco. Wenn ich die Erklärung unseres Reiseleiters recht in Erinnerung habe, wurde es von einem Spanier gegründet, der einem in Spanien gestohlenen Bild einen würdigen Rahmen geben wollte. Das Kloster, ein von einem rechteckigen Gebäudekomplex umschlossener grüner Innenhof ist gut restauriert aber wenig spektakulär (finde ich). Wir bestiegen wieder unseren Bus und nach einer zweistündigen Pause zum Techospiel (Ein Wurfspiel mit Knalleffekt und einem Kasten Bier) kamen wir im Dunkeln in Bogota an und gingen mit unserem Reiseleiter abendessen.
Erlebnis des Tages: Busfahrt mit Pausen.
Am nächsten Morgen beginnt lt. Reiseverlauf die längste Busfahrt der Reise. 6 Stunden. Wir freuen uns bereits, denn das ist weniger als die zwei Bustagesreisen vorher. Unser Reiseleiter vermittelte uns auch heute wieder einige Fakten zu Kolumbien. Wir hatten schon einiges über die Flüsse und Gebirgszüge erfahren und lernten auch etwas über die Parteien im Parlament. Irgendwann endeten auch heute die Ausführungen und wie die Tage zuvor war das Klappern und Quietschen des Busses das einzige, was einige Mitreisende vom Schlafen abhielt. Leider konnten wir trotz mehrerer Versuche unseren Reiseleiter nicht zu einem kleinen Spanischkurs zur Unterhaltung auf den langen Busetappen bewegen.
Nach neun Stunden spektakulärer Busfahrt langen wir in der Tatacoawüste an. Eine Stunde Spaziergang vermittelte uns vor dem Dunkelwerden einen ersten Eindruck der Umgebung. Ein Swimmingpool mitten in der Wüste! Nach dem Abendessen stehen wir am nächsten Morgen zeitig auf, um vor dem Frühstück noch einmal eine Stunde bei angenehmen Temperaturen die Umgebung unserer Unterkunft zu besichtigen. Wirklich schöne Kakteen und interessante Formationen durch die Erosion. Etwas fürs Auge. Zwei Geier warten schon auf uns. Danach geht es für eine weitere Tagestour in den Bus. Ein paar Informationen… Klappern und Quietschen… Das Einschlafen gelingt immer besser. Wir kommen am Nachmittag in San Agustin an und drehen eine kurze Runde über einen der Dorfplätze. Wir nutzen die Gelegenheit zum Einkaufen. Danach geht es weiter in die etwas abgelegene, aber wirklich reizende Hotelanlage mit ihren idyllischen und ruhigen Unterkünften, wo wir zu Abend essen. Die einheimischen Hunde leisten uns Gesellschaft und holen sich ihre Streicheleinheiten ab.
Am nächsten Tag steht keine lange Bustour vor uns. Morgens nach dem Frühstück, bei dem wir die bunten Vögel beobachten können, die sich vor dem Fenster um das Futter streiten, fahren wir zu den Ausgrabungsstätten von San Agustin, wo wir bei einer ausgiebigen Runde zu Fuss eine Menge Grabtafeln und Steinstatuen bewundern können. Am Nachmittag sind wir zu Pferd in der Umgebung unterwegs. Eigentlich mag ich Pferde nicht besonders und ich bin auch noch nie geritten. Kein Grund zur Sorge! Es ist niemand heruntergepurzelt und Pferd und ich sind prima miteinander ausgekommen. Es hat sogar Spass gemacht. Ich und Pferd! Ich staune über mich! Der Reiseleiter hat mir nachher gesagt, ich könne ihm nicht weiss machen, noch nie geritten zu sein. Ich habe heute gelernt, warum man zum Reiten tatsächlich lange Hosen anziehen sollte. Ein Spaziergang zwischendurch bietet uns einen beeindruckenden Blick auf das Tal des Magdalenaflusses, der hier von der östlichen und der Zentralkordillere gesäumt wird.
Abends ging es mit Bus und Reiseleiter ins Dorf zum Abendessen. Im Voraus hatte ich mich für Meerschweinchen entschieden. Nun, jetzt weiss ich, wie es schmeckt. Fazit: Ein wunderschöner Urlaubstag!
Am nächsten Morgen ging es vom Hotel zu einer Erlebnisfahrt per Chiva an die engste Stelle zwischen der östlichen und der Zentralkordillere an den Oberlauf des Magdalenaflusses. Mann, das hoppst noch mehr als unser Reisebuss! Ein Vergnügen. Es folgte die Besichtigung einer Zuckerproduktion mit anschliessender kleiner Pflanzkunde zum Zuckerrohr. Nach der Mittagspause in Isnos konnten wir nachmittags eine kleine Wanderung mit unserem Reiseleiter unternehmen. Es war ausgesprochen unterhaltsam, als wir, nach allzu großzügig vertrödelter Zeit, querfeldein über Weiden immer wieder durch Stacheldrahtzäune zurück zu unserem Hotel strebten. Ein toller Tag!
Weiter geht es am nächsten Morgen nach Popayan – der weissen Stadt. Diese erreichen wir nach ca. 7 Stunden Fahrt mit einigen Rauch-, Verpflegungs- und Toilettenpausen an heimeligen Raststätten und zwei zwanzigminütigen Wanderungen auf der Strasse am Nachmittag. In dieser Gegend lebt der Andenkondor. Mit etwas Glück können wir ihn beobachten, verrät uns die Reisebeschreibung. An unserem Busfenster fliegt keiner vorbei. Ca. eineinhalb Stunden Rundgang mit einem einheimischen Führer informieren uns über eine Erinnerungsstätte mit Gebeinen zahlreicher ehemaliger Freiheitshelden. Die Uhr am Turm hat nur einen Zeiger. Der zeigt seit vielen Jahren dieselbe Zeit an. Das Blei der ursprünglichen Gewichte wurde als Munition in einer Schlacht gebraucht, erfahren wir. Ein Blick über die Stadt von einem bedenkmalten Hügel, die Brücke der Erniedrigung mit dem Hinweis, sich aus Sicherheitsgründen hier im Dunkeln nicht mehr aufzuhalten und dann das Abendessen mit unserem Reiseleiter runden diesen Tag unserer Erlebnisreise ab.
Highlight des Tages: Noch eine Fahrt mit Blicken aus dem Busfenster auf Kolumbien.
Heute Abfahrt wieder gegen 7.30. Wir haben 330 km vor uns. Wir erreichen unser Ziel Salento schon gegen 17.00 Uhr. Zwischendurch vertreten wir uns bei einer 1,5 stündigen Wanderung durch einen botanischen Garten, wo wir von einem Beobachtungsposten aus viele bunte Vögel und ein Aguti bewundern können, die Beine. Im dazugehörigen Schmetterlingshaus posieren 5 von 2000 Schmetterlingsarten Kolumbiens vor unseren Kameras. Drei davon hatten wir vorher noch nicht beobachten können.
Die Ankunft in Salento eine Überraschung! Ein kleines Städtchen voller Leben! Wir stürzten uns nach dem Abendessen mit unserem Reiseleiter zu den andern Touristen und den Einheimischen ins Getümmel. Oder besser einige In- und Outdoorbars um die Alkoholitäten und – wer es denn kann – die Salsatanzfähigkeiten zu testen.
Ich habe höchsten Respekt vor der Leistung des Busfahrers!
Am nächsten Tag stehen eine Jeeptour zu einer Kaffeeplantage, wo wir vom Kaffeepflücken über das Rösten bis zum Kaffeetrinken alles mitmachen können und eine Wanderung auf dem Programm. Am Nachmittag zurück in Salento genießen wir noch einen schönen Resttag im Flair dieses Städtchens und lassen es uns gut gehen, wie man das im Urlaub gern tut.
16.3.2020: Tag 13 unserer Reise – Corona hat uns eingeholt.
Nach immerhin schon 5 Tagen Urlaub und einem Tag im Flugzeug heute die siebente ganztägige Busfahrt. Unser Reiseleiter überrascht uns morgens mit der Mitteilung, dass wir unsere Reise am 19.03. – sechs Tage vor dem geplanten Ende – beenden werden. Unsere Freude ist begrenzt. Vor dem Einchecken im Hotel das letzte Abendessen in Freiheit. Ich bestelle beim Kellner Lo mas caro – das Teuerste zu essen. Viel Gelegenheit zum Geldausgeben haben wir nicht mehr. Keine schlechte Wahl. Es kamen Rinderfilets. Ein Passant bietet mir wie auch schon in Villa de Leyva den Kauf eines berühmten Erzeugnisses der kolumbianischen Landwirtschaft an, was ich dankend ablehne. In Villa de Leyva konnte ich bereits erleben, wie wenig Verständnis die Polizei für diese fliegenden Händler aufbringt. Highlight des Tages: Diesmal nicht die Busfahrt.
Danach noch ein kompletter Tag Hausarrest im Hotel in Medellin. Wir spielen Karten. Um Klopapier.
Die Erholung und Erlebnisse, die wir uns von der letzten Woche versprochen hatten, Atlantikküste und Karibik ohne tägliche Busfahrten, Cartagena, Palomino und der Tayrona-Nationalpark, bleiben uns erspart.
Dann, am nächsten Tag, anderthalb Stunden vor Abfahrt zum Flughafen die Nachricht: Quarantäne ist zu Ende! Ab für eine Stunde in die Stadt! Fahrt zum Flughafen, Flug nach Bogota. Übernachtung im Hotel. Am nächsten Tag noch ein halber Tag Bogota für uns. Die Stadt ist viel ruhiger geworden, als wir sie in Erinnerung hatten. Erste Schlangen vor den Supermärkten. Die Transmilenium-Busse sind nicht mehr zu sehen. Wir nutzen individuell die Zeit zur Erkundung eines anderen Stadtteils, zu dem wir mit dem Taxi gelangen. Nachmittag Abfahrt zum Flughafen und gegen Mitternacht geht es nach Hause.
Fazit: Mit allen Nebenkosten knapp 4500 EUR für fünf Tage Urlaub. Für den Abbruch wegen Corona kann keiner was. Wir hatten diese Reise ausgewählt, weil wir aus der Reisebeschreibung nicht entnehmen, ja nicht einmal erahnen konnten, dass es sich um eine Buskreuzfahrt mit dem Erlebniswert eines Fernsehmarathons handeln würde. Denn genau das wollten wir nach unseren bisherigen WI-Erfahrungen vermeiden. Ob mit oder ohne Corona eine teure Enttäuschung auf ganzer Linie.
Positiv möchte ich unbedingt erwähnen ist die Organisation der Rückreise durch WI. Wir sind noch nach Hause gekommen. Dafür sind wir sehr dankbar! Ich danke auch unserem Reiseleiter Luis Sierra, dass er trotz aller Nerven, die er die letzten Tage gelassen hat, immer ruhig und freundlich geblieben ist.