verfasst am 23.11.2015 um 15:30 Uhr von Claudscha Clödi
Wie üblich bin ich den Heldentod gestorben. Noch bevor es überhaupt los ging... eigentlich war für mich
klar, dass ich mich diesem Todeskommando auf keinen Fall anschließe. Aber 1. kommt es anders als man
2. gerade denkt. Nachdem mir verschiedene Mädels versichert haben, dass die Todesstraße überlebbar ist und man auch sein eigenes Tempo anlegen kann, da regelmäßig gewartet wird, hatte ich das dumpfe Gefühl, dass ich das dann doch machen musste. Typischer Fall von: Du ärgerst dich schwarz wenn du das nicht machst, nur weil du dich nicht getraut hast. Naja, La Paz ist ja noch weit...
Üpsi-dupsi, plötzlich sitze ich in dem Ausflugs-Büro und höre mich sagen: Und die Death Road mit dem Mountainbike will ich dann morgen machen. Unnötig zu erwähnen, dass diese Nacht besonders unruhig war. Als ich am nächsten Morgen vollgepumpt mit Adrenalin (wie ein Häufchen Elend) im Bus sitze und mein Leid einem Mitradler klage, meint der nur lachend: Na so soll es doch sein. Da denke ich nur: Na ich weiß ja nicht. Mit fahrigen Fingern in die zusätzlich gestellten Klamotten geklettert und auf das zugewiesene Rad gestiegen. (Ich hab mir mal ganz dekadent die Vollfederung gegönnt!). Sobald ich auf dem Rad sitze, lässt die Anspannung merklich nach - das ist gewohntes Terrain, da fühle ich mich (fast) wohl. Ab auf den ersten Abschnitt: Asphalt. Die langen Strecken und der starke Gegenwind lassen das Gefühl für Geschwindigkeit verschwingen. Ich glaube ich bin noch nie so schnell gefahren. Leider hatte ich weder Tacho noch App. Aber 16km in 30 min sollen es wohl gewesen sein. Dann geht es auf den Abschnitt der Death Road: Eine äußerst holprige Schotterpiste mit überraschend großen Steinen, Unebenheiten und Löchern. Egal! Das Rad kann auf dem geraden Asphalt zwar kaum bewegt werden, liegt bei diesen Bedingungen jedoch wie "ein Bett" auf der Straße. Ich fühle mich großartig und bin plötzlich glücklich, dass ich mir das nicht habe entgehen lassen! Besonders geflasht bin ich von der umgebenden Natur. Mein vorangegangener Stress hat mich ganz vergessen lassen, dass es ja vielleicht auch was zu sehen geben könnte auf der Strecke - also außer dem nahenden Tode. Ich bin jedenfalls begeistert. OK, körperlich anstrengend ist die Tour schon. Ständig krampfen mir die Hände, da man im Dauer-brems-Modus ist und mit so kleinen Pfötchen wie ich sie habe, ist das geangel nach der Bremse auf Dauer anstrengend. Aber wir sind hier ja schließlich auch nicht zum Spaß! Da muss man jetzt eben mal durch. Zum Ende hatte ich sogar ein ganz gutes Gefühl für das Rad. Kurz dachte ich, dass ab und an mal downhill fahren doch was für mich wäre. Ja, klar.... Da hat mir die Euphorie wohl das Hirn vernebelt. Das "Ich habe die Todesstraße überlebt"-T-Shirt habe ich mir nun redlich verdient! Ohne das werde ich die Stadt nicht verlassen! Ich hätte nicht gedacht, dass nach Uyuni nochmal so ein Highlight auf der Tour auf mich wartet.
Gut, dass mich morgen ein ganz entspannter Ausflug zum Titikaka See erwartet. Alles durchorganisiert und wenn mich nicht alles täuscht, wurde mir ein privater Guide in Aussicht gestellt.